Noch einmal ans Meer ...
„Es ist an der Zeit, zu machen, was man sich tief im Herzen wünscht“: Robert aus Riesa hat ALS. Seit der Diagnose 2020 ist die tückische Nervenkrankheit schnell fortgeschritten: Laufen, essen, sprechen, atmen – alles wird schwierig. Aber Robert ist ein Kämpfer und mit Hilfe von Familie und Freunden meistert er den Alltag. Der dynamische 45jährige will mobil bleiben, selbstständig, ist geistig aktiv. Doch sein größter Wunsch blieb bisher unerfüllt: er möchte noch einmal ans Meer ...
Als Marinesoldat hatte er viel erlebt, von Spanien bis nach Djibouti und Oman war er im Einsatz. Sein Berufswunsch: Schiffsbauer. Irgendwie ist er der Liebe wegen in Sachsen geblieben. Doch das Meer begleitete ihn weiterhin: als Drachenbootfahrer der Elbe Crew, beim Sport und im Urlaub. Dann kam plötzlich ALS. Über Freunde hatte die Familie vom sächsischen Wünschewagen erfahren, denn jetzt war es an der „Zeit, zu machen, was man sich tief im Herzen wünscht“ und fragte vorsichtig an, wie es denn aussieht mit einer Fahrt zu Roberts Herzensort. Nicht einfach, aber machbar, hieß es. Mit den beiden Wunscherfüllern Horst und Olaf ging es für Robert und Ehefrau Michaela im September auf die Reise – mit viel Programm und einigen Überraschungen. Begleitet wurde die Familie mit Tochter Cheyenne von Freunden im eigenen Wagen. Erst beim abendlichen Besuch auf der Seebrücke Graal-Müritz realisierten es Robert und Michaela so richtig: wir sind am Meer!
Am nächsten Tag rollte der Wünschewagen nach Warnemünde. Tief hinein ging es in den Bauch der Neptunwerft, mit etwas Fantasie konnte man sich gut vorstellen, wie aus einem gigantischen Skelett tausender Segmente ein Schiff entsteht und später vom Kai gelassen wird… Wunscherfüller Olaf erzählte: “Es ist faszinierend, die Ozeanriesen zu sehen, wie sie die Kulisse im Hafen prägen. Schiffsbegeisterte beobachten oft die kniffligen Anlegemanöver und genießen die maritime Atmosphäre. Wir "Landratten" konnten live einen Blick hinter die Kulissen des Schiffsbaus werfen. Kevin Kroos, angehender Meister auf der Neptunwerft, nahm sich sehr viel Zeit, beantwortete geduldig viele Fragen. Zu sehen gab es originale Bestandteile von Schiffen, riesige Schiffsegmente, kolossale Kräne, eine Ausbildungshalle und viele weitere faszinierende Dinge. Am besten war der Blick von der "Panorama-Galerie" in die größte überdachte Schiffsbauhalle auf einer Höhe von 45 Metern. Dort konnten wir Schiffsbau live und hautnah erleben. Für uns als Schiffegucker und Kreuzfahrtfans ein absolutes Highlight.“
Auch eine Bootsfahrt in Warnemünde durfte nicht fehlen. Natürlich blieb Zeit für ruhige Minuten am Strand und ein gemütliches Treffen am Abend mit Freunden auf dem Campingplatz. Roberts Nachricht über den Sprachcomputer brachte den Tag auf den Punkt: „Es war einfach der Hammer.“
Am Sonntag stand vor der Heimreise nach Riesa noch eine große Überraschung an: der Besuch auf dem Marinestützpunkt Hohe Düne. Fregattenkapitän Koop ließ es sich nicht nehmen, Robert selbst über den Stützpunkt zu führen. Emotional sehr bewegend und ein einmaliges Erlebnis für den ehemaligen Marineangehörigen. Wunscherfüller Olaf berichtete: „Extra für uns öffneten sich die Tore des Marinestützpunkts. Dieser Tag bot uns die Möglichkeit, den Standort und seine Geschichte kennenzulernen. Mit Fregattenkapitän Koop konnten wir beeindruckende Korvetten und originale Exponate in der Ausstellung bestaunen. Michaela testete dort sogar den Fregatten-Simulator und steuerte die Fregatte vorbildlich in den Heimathafen. Auch den "Sea King Hubschrauber" und seine Besatzung haben wir besucht. Wir konnten einen ganz persönlichen Einblick in die wertvolle Arbeit der Kameraden gewinnen.“
Ehefrau Michaela schrieb später in ihrer Nachricht an die sächsischen Wunscherfüller: „Die ganze Woche zuvor war so ein ungewisses Kribbeln im Bauch, so eine kindliche Aufregung. Tausend Gedanken spuken einem durch den Kopf: Denken wir auch an alles? Wird alles gut gehen? Wir können nun sagen, wir sind noch immer überwältigt, aber auch sentimental und sprachlos von den vielen Eindrücken. Wir haben so viel Hilfsbereitschaft, so viel Engagement und intensive Zeit geschenkt bekommen. So viele Menschen haben es uns ermöglicht, ein wunderschönes Wochenende erleben zu dürfen. Auch wenn es nur zwei Nächte waren, hat man den Eindruck, eine viel längere Zeit verbracht zu haben, weil sie so intensiv und voller einmaliger Highlights war. Horst und Olaf sind wirkliche Engel, es gibt nichts, was nicht ging, uns wurde alles ermöglicht und auch wenn man sich vorher nicht kannte, will man die beiden guten Seelen nach so einem Wochenende gar nicht gehen lassen, so eng ist man zusammengewachsen. Dieses Erlebnis bleibt für immer in unserem Herzen, nicht nur für uns, sondern auch für unsere Freunde. Von tiefstem Herzen danken wir für dieses Wochenende. Wir werden noch lange vom Wünschewagen sprechen.“
Auch das sächsische Wünschewagen-Team ist sehr dankbar, dass wir Robert und seine Familie ein Stück Weg begleiten durften. Dankeschön an die ASB-Einrichtung Lindenhof, wo wir liebevoll umsorgt übernachten durften, an die Neptun-Werft, an die Fahrgastschifffahrt Käpp’n Brees und natürlich an das Marineeinsatzkommando Standort Hohe Düne. Gemeinsam mit unseren wunderbaren Wunscherfüllern Horst und Olaf haben alle daran mitgearbeitet, dass für Robert wahr wurde, was er sich tief im Herzen wünschte.
Horst – Rettungsassistent und Wunscherfüller der 1. Stunde- sieht sich übrigens nicht als Engel und sein Engagement als selbstverständlich: „Ich fahre einfach zum Wohle derjenigen, die es allein nicht mehr können.“ Ganz einfach. Fahren. Unsere Motivation für die nächsten 150 Wunschfahrten!
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