Studierende dürfen sich als Notarzt probieren
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Sachsen macht angehende Ärzte und Ärztinnen fit für den Notfall. Ein praxisorientiertes Notfall- und Katastrophenmedizin-Training soll Studierende der Universität in Leipzig zunächst digital, dann hautnah mit authentischen Notlagen konfrontieren.
Im Notfall zählt jede Sekunde. Jeder Handgriff des Rettungsteams muss sitzen. Bevor es für Medizinstudenten*innen der Universität Leipzig einmal ernst wird, durchlaufen sie ein Simulations-Training. In diesem Jahr werden dabei erstmals Online- und Präsenzanteile kombiniert: Der ASB in Sachsen ließ für die 240 angehenden Ärzte und Ärztinnen im siebten Fachsemester neun Filme produzieren, die lebensrettende Maßnahmen realitätsnah darstellen. Wenn es die Infektionslage im September zulässt, durchlaufen die Studierenden alle Stationen nochmals in Form eines Praxis-Workshops. Sie können hautnah Rettungseinsätze erleben und werden dabei selbst in die Rolle des Notarztes, des Notfallsanitäters oder des Verletzten schlüpfen.
Prüfungsrelevantes Wissen wurde Corona bedingt in neun Themenblöcke verpackt: Filmreif sind die Szenen der geschminkten Verletzten im Großschadensfall, nach einer fiktiven Bombenexplosion, mit wirklichkeitsnahen Befindlichkeitsdarstellungen. „Hier gilt es katastrophenmedizinische Verfahren und Techniken zu vermitteln, um den vielen Menschen – je nach Schwere der Verletzung – priorisiert helfen zu können“, erklärt Albrecht Scheuermann, Referatsleiter für Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Ausbildung beim ASB Landesverband Sachsen. Kollegen der Feuerwehr demonstrieren das Abseilen von einem 12 Meter hohen Hallendach, um eine verletzte Person zu retten. Ein weiterer Film zeigt, wie eine verletzte Person aus einem Auto befreit und versorgt wird. Rettungssanitäter Adrian Ernst vom ASB Leipzig erklärt im Interview die Ausstattung des Rettungstransportwagens und den Umgang mit spezieller Technik, wie dem EKG/Defibrillator, dem Beatmungsgerät oder auch einer Fahrtrage.
Albrecht Scheuermann: „Waren die digitalisierten Inhalte im vergangenen Jahr das einzige Mittel unserem Trainingsauftrag zur Notfall- und Katastrophenmedizin nachzukommen, wenden wir in diesem Jahr erstmals die Blended-Learning-Methode an. Das ist eine Kombination aus Online- und Praxis-Training. Das Wissen aus den Filmen, kann durch echte Erfahrungen vertieft werden.“
Ergänzt wird das Training durch eine Vorlesungsreihe zum Thema Großschadensfall bzw. Massenanfall von Verletzten, der aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet wird von Referenten des ASB Sachsen sowie der Branddirektion, der Universität und der Polizeidirektion Leipzig.
Der ASB Sachsen organisiert das Notfalltraining seit nunmehr 17 Jahren, gemeinsam mit dem Kursdirektorium Problemorientiertes Lernen (POL) der Medizinischen Fakultät der Uni Leipzig, der Johanniter Akademie Leipzig und der Branddirektion Leipzig. Es orientiert sich an aktuellen Entwicklungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Notfallmedizin. „Es hat sich als sinnvolle Ergänzung des Medizinstudiums etabliert und gewinnt an immer größerer Beliebtheit bei den Studierenden“, so Scheuermann.
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